Die Reise zum eigenen Ich


„Was für ein Mensch bin ich?“

Diese Frage stellt sich jeder mindestens einmal im Leben.

Doch ist die Beantwortung nicht so einfach, denn wie definiert man ein „Ich“?

Was umfasst es?

Ist es lediglich die eigene Vorstellung, wie man sein möchte, wie man gesehen werden will oder doch nur vollkommen sich selbst als individuelles „ich“?

 

Was ist dieses „ich“, mit welchem wir uns täglich benennen?

Nur eine Verkörperung bereits bestehender Personen?

Es lässt sich nicht bestreiten, dass wir eine Masse an Kopien sind, natürlich nicht (immer) direkt aus dem Drucker (auch wenn man das nicht immer weiß - bei manchen), aber meistens doch eher die unserer Mitmenschen - unseres Umfeldes. Vor allem unsere Familie, unsere Freunde prägen uns.

Ob das manchmal so gut ist?

Wie ist es möglich, dass wir uns in anderen Menschen wiedererkennen, obwohl es doch stets heißt, dass wir mit unserem Charakter und Einzelheiten einzigartig sind?

 

Wir machen stetig die Reise zu uns selbst, Meditation oder heutzutage ganz nett verpackt im

„Work-Life-Balance“.

Doch was wir tatsächlich anstreben, ist eine Unterscheidung vom Mainstream - vom Bestehenden.

Wir können schlecht behaupten, dass man sich selbst verloren hat, denn diesen Suchtrupp könne man sich nie leisten. Viel eher ist es doch der Faden, den man verliert - zumindest solange nicht auch die Kleidung verschwindet. Eine Richtung oder Entscheidung, die man trifft um sich selbst zu definieren findet man nicht in der Oberflächlichkeit unseres Körpers.

Da es vollkommen egal ist, ob man förmlich gekleidet, gemütlich verpackt oder lässig lebt.

 

Man wird in eine Schublade gesteckt - unausweichlich.

Die keiner haben will. Verständlich, sie sind nicht besonders groß und gemütlich, stell ich es mir da auch nicht vor. Aber so denken die Menschen nun und man lebt

leichter, wenn man das akzeptiert. Schubladen sind einsam, neben vielen anderen.

Und sie schränken ein, sie setzen uns ein Anfang und ein Ende.

Mit meinem Schreiner werde ich also noch reden, damit ich meine etwas praktischer gestalten kann.

 

Aber am Ende bleibt nichts anderes übrig, als es so hinzunehmen, dass wir es nicht allen recht machen und gleichzeitig „wir-mögen-dich-so-wie-du-bist“ sein/verlangen können.

 

Wer sind wir, wenn wir unser „ich“ nicht verkaufen müssen?

Es ist wie eine Auktion; die eine bietet die Rolle der Hausfrau, jemand anderes die Rolle des Studenten. Ununterbrochen bieten wir unzählige Rollen - perfekt abrufbereit an - stets perfektionistisch.

Wir, wir Menschen mit unseren Schwächen und Stärken, mit unseren Tops und Flops - unserem „Lifestyle“ und Business, mit Instagram als Allround-Influencer.

Doch was, wenn keiner da ist, der zusieht? Sind wir wenigstens DANN wir selbst? Oder

beziehen wir dann die Rolle des einsamen Wolfes?

 

Wir sind, wer wir sind - im stetigen Wandel zu uns selbst.

Oft belügen wir uns oder andere, manchmal fühlen wir uns verloren und hoffen, dass uns jemand findet. Auf der anderen Seite kollidiert das Leben,

unsere Vergangenheit - das Erlebte, sowohl Positiv, als auch Negativ mit unserem ICH.

 

Oft geben wir uns auf, weil der Schmerz oder die Unzufriedenheit über unser Ich zu groß ist. Weil das Leben unser Modell des Ich's auf die Probe stellt und herausfordert.

Doch vergessen wir, dass gerade dieser Schmerz und dieses Leid Teil des Lebens, des Ich's ist.

Warum? Weil das ICH nicht stagniert, hörst Du!?

Es ist immer dabei sich neu oder sich überhaupt zu definieren. Mit jeder Entscheidung oder nicht-Entscheidung legt es einen Weg fest. Nicht unabdingbar - was manche denken.

Wir haben durchaus das Recht unsere Meinung/Ansicht zu ändern/revidieren - auch wenn es großen Mut erfordert.

 

Wir definieren uns nicht nur durch eine schreckliche Vergangenheit, nicht durch Missbrauch, Gewalt oder Vernachlässigung - es beeinflusst uns - aber es macht uns nicht aus. Und ändern können wir es ebenso wenig.

Welche Probleme können wir Menschen den haben, wenn wir der Theorie folgen, dass wir Kopien unseres Umfeldes sind? Lässt sich nichts darüber drucken? Außer unser

freundliches Lächeln?

 

Ich bin eine Facette unzähliger Kopien in einem anderen Körper, ich habe mich entschieden, bestimmte Ansichten zu vertreten, „meiner“ Meinung zu sein.

Wir haben tatsächlich die Möglichkeit, anders zu sein, wir haben auch die Möglichkeit, uns anders zu zeigen. Doch kennt ein Mensch wirklich, das gesamte Bild des Anderen?

Wohl eher kaum, sonst wären sie nicht überrascht, wenn der beste Kumpel im TV ist,

da er 3 Menschen getötet hat und am Ende Selbstmord beging.

Dann wüsste die beste Freundin, dass man ihren Freund nicht mag.

Der Partner, dass man an Suizid denkt und der Opa, dass er ein homophobes Arschloch ist und mich

auch wenn ich nicht homosexuell bin, damit beleidigt.

Denn er weiß nicht, was ich nicht bin. Wenn er denn überhaupt etwas weiß.

 

Das Problem des Ich's ist gelöst, wenn man am Ende doch sein Lächeln aufsetzt und alles andere runterschluckt. Alternativ akzeptieren wir einfach, dass es keine Definition dafür gibt; oder die Definition besagt, dass man ein „Ich“ nicht greifen kann - bzw. es stetig im Wandel ist.

 

Oder wir sagen:

„Willkommen im Zeitalter;

mir egal was du bist, solange ich weiß, was ich von Dir will oder kriegen kann.“

 

überarbeitet 17.09.2019

 

 

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