Fiktion des Sterbens


Sterben, bzw. Tod-Sein war noch nie so attraktiv. Man hat selbst hier die Wahl zwischen den sogenannten Feuertod und dem Erdtod. Das Vergnügen zwischen loderndes Feuer, somit das letzte Ableben am hitzigen Strand oder das andauernde Frieren und die Freude an den kitzelnden Würmern, bis man endlich vollkommen zerfallen ist.

 

Selbst dann bleiben noch Jahre lang Knochen liegen. Die Knochen die wir ein Leben lang

ausnutzten, belasteten und mit Vitamin D; dem Sonnenlicht, (welches uns am Ende

wieder verwehrt bleibt), vollpumpen mussten.

Man sieht, selbst nach dem Tod, bleibt uns die schöne gebräunte Haut vorenthalten! Was bleibt uns also noch übrig?

 

Der Freitod; nur besagt dieser auch nicht, wie unser Körper verendet. Es ist auch kein Synonym dafür, dass man als freier Mensch stirbt oder irgendwo hinunterstürzt.

Wobei wo wir eh gerade dabei sind, den Wassertod gibt es auch noch, aber machen wir einen Unterschied, ob wir von Würmern oder Fischen gekitzelt werden? Der einzige Unterschied liegt darin, dass wir beim Wassertod vergessen oder nicht gefunden wurden. Ansonsten würden wir vermutlich wieder mit den Erdtieren kuscheln.

 

Es ist tatsächlich so, dass wir selbst beim Tod die Wahl haben. Wir können sogar entscheiden, welches Lied unser Körper als Letztes hört, welche unserer Kleidung mit uns verrotten wird und wer was zu unserem erfolgreichen und glorreichen Leben sagen soll.

 

Ob das alles dann genau so geschieht, wie man sich das zu Lebzeiten vorstellt, können wir im Endeffekt nicht beeinflussen. Ist es nicht toll, die Wahl über etwas zu haben, an dem wir nie teilnehmen können? Was wir nicht beeinflussen, bzw. nicht unbedingt beeinflussen können, sind die Machenschaften der Angehörigen. Was sie machen und ob es sie noch gibt, es wäre schließlich auch möglich, dass man alle Liebsten mit in den Tod nimmt.

Ob es dann wärmer ist?

 

Wir sehen, Tod-sein ist mittlerweile recht angenehm, mal ganz zu schweigen von der Auswahl an Särgen, Urnen, Grabsteinen und Co. Selbstverständlich ist es eine Geldfrage, wobei ich noch darauf warte, dass ein Beerdigungsinstitut 3 Tote zum Preis von 2 beerdigt. In der heutigen Zeit ist alles möglich, dass wäre sicher ein toller Werbespruch: "Sterben zwei, so kriegst du Drei!"

Oder sie fangen an mit einer Stempelkarte zu arbeiten, bei 9 Toten, gibt's den 10ten umsonst.

Da wird sich das Kind des Kindes aber freuen und "#StempelkarteFürToteRockt" in die social media posten.

 

Aber spielt es überhaupt eine Rolle, wie man beerdigt wird? Ob es ein Grabstein aus Marmor, Granit oder es doch nur ein Kreuz aus Holz ist? Ändert es etwas daran, dass wir in einigen Jahrzehnten nicht mehr dort liegen?

 

Nehmen wir einmal die Zeit davor in Angriff.

Selbst hier bieten sich diverse Alternativen. Von schmerzvoll, leidend, bis hin zum sanften schlafähnlichen Tod. Beides kann mit unserem Willen und gegen diesem geschehen.

Sterben wir nun an Krankheiten, durch einen Mord, Unfall oder aus freier Entscheidung; oft

liegt das nicht in unserer Hand. Vorzüglich klingt meist der angenehme, schmerzlose Tod, obwohl immer mehr einfach den Schnellen möchten.

 

Doch die Leute leben immer länger, dass besagt nur nie, wie sie leben.

Welchen Schadstoffen sind wir heute ausgesetzt? Früher starben die Menschen auf dem

Feld, heute an Fastfood vor der Konsole. Lange leben legt am Ende doch nicht fest, dass wir am Ende gut sterben. Im Kehrschluss bedeutet es sogar, dass wir das Vergnügen haben viel mehr Grausames mitzuerleben. Viel mehr Zeit haben, uns mit Chemikalien voll zu stopfen und dem Nachbarn zuzuschauen, wie er oder sie den eigenen Partner schlägt und mit dem Messer ersticht.

Im besten Fall, verenden wir kurz vor der Rente und fallen gleich geradewegs in unser eigen ausgewähltes "Kauf zwei, krieg drei!" - Grab.

 

Oder benutzen die Erde als das Grab aller, nur weil ein Präsident oder Kanzler die Finger nicht von dem ‚bösen‘ roten Knopf lassen konnte. Immerhin wäre man dann das Problem mit der Todes- und Grabgestaltung los.


 Vielen Dank an Ralf Kuttner für die gedankliche Unterstützung und die amüsante Unterhaltung,

die dazu beigetragen hat, diese Satire zu beenden.

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